Der Werdegang unseres über 100 Jahre alten Ortsvereins
Die Geschichte unseres Ortsverein beginnt am 5. Mai 1901. Mittlerweile blicken wir also auf eine über 100 jährige Vereinsgeschichte mit Höhen und Tiefen zurück. Für uns Grund genug, an dieser Stelle den Werdegang der einzigen Kiersper Hilfsorganisation zu erzählen.
Reservesoldaten der Armee, die teilweise schon zu Zeiten Kaiser Wilhelm II gedient hatten, trafen sich 1901 und gründeten die Krieger-Sanitätskolonne vom Roten Kreuz. Damals gehörte man noch zum Kiersper Landwehrverein und – wie man vermuten kann – ging es hier streng militärisch zu. Zu den satzungsgemäßen Aufgaben gehörte schon damals “in Kriegszeiten und bei Unglücksfällen Hülfe zu leisten”. Mitglied konnte Jeder werden, der “die nötigen körperlichen, geistigen und sittlichen Anforderungen erfüllt.” Das Central-Komitee des Preußischen Landvereins, zum dem auch die Kiersper gehörten, ging sogar noch einen Schritt weiter. Hier mussten sich die Helfer zu vaterländischer und königstreuer Gesinnung bekennen. Zur Dienstbekleidung gehörte damals “wenigstens das Tragen von Dienstmütze, Litewka und Leibriemen”. Die Eintragungen zur Gründung belegen, das die Sanitätskolonne zunächst für den gesamten Bereich im oberen Volmetal zuständig war, so kamen drei Helfer aus Meinerzhagen und Valbert und elf aus Kierspe und den angrenzenden Dörfern. Bis zum Ersten Weltkrieg verzeichnete die Krieger-Sanitätskolonne im Schnitt 20 Mann.
Nach 1918 begannen friedlichere Zeiten für die Kiersper. Ab jetzt nannte man sich “Freiwillige Sanitätskolonne” und gestatte zwei Jahre später auch Frauen, sich aktiv für die sieben Grundsätze des DRK einzusetzen. Zuvor war die Organisation des DRK landesweit gestrafft worden. Das war der Startschuss für die Damen im vaterländischen Frauenverein, die sich später “Sozialer Arbeitskreis der Frauen im Deutschen Roten Kreuz” nannten. Kurios: Noch heute ist unsere Frauengruppe unter dieser Bezeichnung bekannt. Im Dritten Reich Hitlers fiel das Wort “freiwillig” im Namen weg. Die Sanitäter hießen jetzt “Sanitätskolonne im Oberen Volmetal” und bestanden aus Aktiven in Meinerzhagen und Kierspe.
Eigenständigkeit in Kierspe
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es für das DRK Schlag auf Schlag weiter. Meinerzhagener und Kiersper beschlossen am 23. März 1946, die Arbeit für das DRK auf getrennten Wegen weiterzuführen. So wurden die beiden Ortsgruppen Kierspe und Meinerzhagen gegründet, die jedoch unter dem Dach des Kreisverbandes Altena standen. Dennoch ging die Arbeit in Kierspe aufwärts: 1954 wurde zum ersten Mal zu einer Blutspende gerufen, 1962 konnte eine Jugendrotkreuzgruppe gegründet werden. Leider wurde die jedoch wenige Jahre später wieder aufgelöst.
In Kierspe strebte man jedoch auch nach rechtlicher Selbstständigkeit. Dies gelang am 22. Januar 1963, als im “Haus der Jugend” der DRK-Ortsverein Kierspe gegründet wurde, der alle Gruppen in einem Ortsverein zusammenfasste. “In diesem neuen Ortsverein sollen die aktiven und fördernden Mitglieder des Roten Kreuzes zu einer Rotkreuz-Familie zusammenwachsen”, hieß es damals während der Gründungsversammlung. Zudem erhoffte man sich eine bessere Korrdinierung der Gruppen, immerhin arbeiten die aktive Bereitschaft, der Frauenarbeitskreis und die Jugendgruppe bisher völlig eigenständig und somit teilweise auch aneinander vorbei. Im neuen Ortsverein Kierspe war das jetzt jedoch anders. Die neue Satzung regelte ausführlich Dinge wie die Pflichten und Rechte der Mitglieder, Aufnahmen und Fragen zur Mitgliedschaft. Der erste Vorsitzende des DRK Kierspe wurde der Kiersper Amtsdirektor Wolfgang Barthold. Zwar war er Laie auf dem Gebiet des DRK, diese Vorstandszusammensetzung war jedoch damals üblich. Zweite Vorsitzende wurde Hilde Kuhbier.
Zeitungsartikel: Neuer Ortsverband Kierspe (24.01.1963)
Eingetragener Verein
1972 erreichte man dann endlich die Eintragung im Vereinsregister. Bis heute noch existiert seit dem der DRK-Ortsverein Kierspe e.V. Um auch finanziell auf eigenen Beinen stehen zu können, begannen die Rotkreuzler 1970 mit Werbeaktionen. Ziel war, fördernde Mitglieder zu werben, die den Verein durch Spenden und Beitragseinnahmen unterstützen sollten.
Gleichzeitig informierte das DRK ausführlich über seine Aufgaben in Kierspe im Rahmen einer großen Ausstellung in der Sparkasse Kierspe und Meinerzhagen. Erfolgreich: Zwischenzeitlich konnte das Kiersper DRK 1200 Mitglieder verzeichnen.
Eine Unterkunft für das Rote Kreuz
Ein großes Problem waren noch die Räumlichkeiten. Für die Sozialarbeit, zum Unterstellen der Einsatzfahrzeuge und vor allem die regelmäßige Blutspende fehlte der nötige Platz. Bislang stellte die Freie Evangelische Gemeinde das Gemeindehaus Am Nocken für Blutspenden zur Verfügung. Die regelmäßigen Treffen wurden im Jugendheim am Ebenstück, dem “Haus der Jugend” abgehalten, das die Stadt Kierspe zur Verfügung stellte. Im gleichen Gebäude findet man heute die Büros der Stadtwerke. Das war aber keine Dauerlösung. Ein Neubau war damals zu teuer.
Eine Möglichkeit tat sich erst 1972 auf: Das Firmengebäude der Kunststoffspritzerei W. Potthoff sollte veräußert werden. Neben dem Industriegebäude standen auf dem 870 Quadratmeter großen Grundstück noch ein Zweifamilienhaus und zwei Garagen. Die Kiersper Rotkreuzler schlugen zu und erwarben das Gelände mit Bausubstanz. Die Mittel wurden aus Rücklagen des Ortsvereins sowie Zuschüssen von Stadt, Landes- und Kreisverband bezahlt. Auch die Sparkasse Kierspe half bei der Finanzierung.
Zeitungsartikel: DRK Kierspe hat ein Domizil am Heideweg (1973)
Zunächst wurde das Gebäude behelfsmäßig eingerichtet. Nach langen Verhandlungen mit der Bauaufsicht konnten 1978 die Planungen für den Umbau beginnen. 1981 ging es an die Arbeit. Der über 400000 DM teure Umbau konnte jedoch nur durch eine enorme Eigenleistung der DRK-Aktiven finaniert werden, die viele Wochenenden beim Umbau des neuen DRK-Heims Hand anlegten.
Insgesamt über 8000 Arbeitsstunden steckten die Aktiven freiwillig in den Umbau. Finanziell half auch hier wieder die Sparkasse und der DRK-Kreisverband. Auch die Aktion “Glücksspirale” finanzierte den Umbau mit. 1982 konnte das neue Heim am Heideweg eingeweiht werden.
Zeitungsartikel: Mit Hacke und Spaten 19.8.1982
Die ersten 75 Jahre
Zwischenzeitlich waren im Jahr 1976 bereits die ersten 75 Jahre DRK Kierspe verstrichen. Der Ortsverein veranstaltete ein großes Jubiläums-Wochenende mit Märschen, Schauübungen und gemütlichem Beisammensein. Während einer Feierstunde im PZ der Gesamtschule fuhren die Aktiven mit den DRK-Fahrzeugen in einem Festumzug durch die Stadt.
Zeitungsartikel: Kiersper Rotes Kreuz feierte Jubiläum 11.5.1976
Vorsitzender des DRK Kierspe war bis dahin nach wie vor der Kiersper Stadtdirektor Wolfgang Barthold. 1989 wurde er vom Kiersper Arzt Jochen Reiffert abgelöst, der noch heute treuer Vorsitzender der Kiersper Rotkreuzler ist.
Bereitschaftsführer war lange Jahre Karl-August Sönchen. Aus gesundheitlichen Gründen schied er 1990 aus und überließ sein Amt Gerd Bielak, der bis 1999 die Bereitschaft führte.
Zeitungsartikel: Verabschiedung von Karl-August Sönchen 1.9. 1990
Verstärkung der Führung
Nach Bielaks Ausscheiden übernahm nach einigen Wechseln in der Führung Fares Bäcker für etliche Jahre die Leitung des DRK Kierspe. In dieser Zeit beschloss man zudem eine Satzungsänderung, die aus dem Bereitschaftsführer den Rotkreuzleiter macht. Dieser ist neben der Sanitätsgruppe auch für die Damen im sozialen Dienst zuständig. Die neue Satzung ermöglichte zudem eine doppelte Führungsspitze, besetzt aus einer weiblichen Rotkreuzleiterin und einem männlichen Rotkreuzleiter, jeweils mit Stellvertreter. In dieser Zeit wurden viele eingebürgerte Strukturen modernisiert und das DRK sowie der Katastrophenschutz von der Bundesebene bis hinab in die Ortsvereine zeitgemäß modernisiert. Nicht zuletzt machte sich dies durch moderne Einsatzkleidung bemerkbar, in der die Helfer ab jetzt ihren Dienst versahen.
Helfer vor Ort
Ein weiterer Meilenstein der Kiersper Rotkreuzgeschichte ist mit Sicherheit das Projekt Helfer vor Ort. Fares Bäcker, der aus Leverkusen kommend über die ländlichen Einsatzzeiten des Rettungsdienstes verwundert war, engagierte sich für die Idee, durch Ehrenamtliche in Kierspe schnelle qualifizierte Hilfe zu ermöglichen. Nach einer langer Planungsphase rückten ab dem 1. Januar 2004 bei einem Notarzt-Einsatz auch zwei Kiersper Rotkreuzler von zu Hause aus zur Einsatzstelle aus. Zunächst fuhren sie mit einem Privatwagen und einem DRK-Fahrzeug, welches von der Feuerwehr gespendet wurde. Im Laufe des Pilotprojektes wurden zwei baugleiche, neue Fahrzeuge angeschafft, mit denen die Helfer ausrückten. Das Pilotprojekt endete im Dezember 2007. Seit dem ist Helfer vor Ort einer dauerhafte Einrichtung in Kierspe.
Jugendrotkreuz
Im Jahr 2005 vergrößerte sich der Ortsverein erneut: Seit vielen Jahrzehnten ohne Jugendgruppe wurde endlich wieder ein Jugendrotkreuz in Kierspe gegründet. Jugendliche aus Kierspe ab 12 Jahren treffen sich seit dem regelmäßig zur gemeinsamen Freizeitgestaltung und lernen parallel etwas über Erste Hilfe und das Rote Kreuz. Zum Jugendrotkreuz gehören außerdem die Schulsanitäter der Gesamtschule Kierspe. Zu Beginn leiteten Ilka Schumacher und Anne Kemper die Jugendgruppe, später übernahm Tim Gijbels dieses Amt.